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Freitag, 19. März 2004


die Schuhbänder kann man bei Deichmann kaufen; kosten 2.39 Euro. Gibts in blau und braun und gelb und schwarz. Auch in blau kosten sie 2.39 Euro. Ich mag blau aber nicht. Ich kann blau nicht ausstehen.

Hat Ihnen Herr Müngensdorf meine Adresse gegeben? Ich kaufe seit fünfzehn Jahren Tabak und die Bild bei Frau Müngensdorf und trinke dann einen Mangosaft bei Herr Müngensdorf. Herr Müngensdorf hat die selbe politische Einstellung wie ich. Wir schauen auch beide gerne Tatort. Außer die Bodensee-Tatorte. Die Bodensee-Tatorte können Sie vergessen. Die Bodensee-Tatorte sind wie blaue Schuhbänder. Ein rotes Tuch für mich. Da könnte ich laut werden.

Hat Ihnen Herr Müngensdorf auch gesagt, Sie dürften mich duzen? Das hat Ihnen Herr Müngensdorf bestimmt nicht gesagt, denn er hat die selbe politische Einstellung wie ich. Aber Sie können mich ruhig duzen. Beim Duzen muss ich sonst immer an blau denken. Nur bei Ihnen muss ich nicht an blau denken. Das liegt vielleicht daran, dass wir uns geküsst haben. Dass Sie mich geküsst haben. Da wollte ich ohnehin nachfragen, warum haben Sie mich geküsst? Soll küssen, wer wen küssen will? Ich denke nicht. Das führt zur kollektiven Annäherung aller an alle. Zu Werteverfall und was wäre dann ein Kuss schließlich noch wert? Richtig. 2.39 Euro. Nur weil jemand auf den Händen spaziert, lädt er noch lange nicht dazu ein, sein Gesicht als Verwirklichungsfläche für willkürliche Kusslaunen missbrauchen zu lassen! Da könnte ich beinahe laut werden! Aber jetzt ist es ja schon passiert. Da hilft schimpfen nichts. Das sagt übrigens auch Herr Müngensdorf immer. Er sagt, lassese se machen, jetzt isses passiert, da hilft das Gezeter auch nimma. Recht hat er. Wir sollten unser Bestmögliches tun, um diesen Vorfall zu vergessen. Ich gehe weiterhin meine Wege und Sie gehen dahin, wo Sie herkommen. Mitsamt Katze von mir aus. Und die Brille war Ihnen eh zu groß.

Herr Müngensdorf hat Ihnen also meinen Namen verraten. Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Haben Sie ihn etwa auch mit Küssen und diesem Blick da, diesem, diesem...- Ding! gezwungen, solche persönliche Informationen zu verraten? Ich könnte wetten, das haben Sie! Ich wette aber nie. Ein Glück für Sie!

Ein Glück auch, dass ich von einer Klage wegen Körperverletzung absehe! Normalerweise kommt mir keiner ungeschoren davon. Wenn ich irgendwo Ungerechtigkeit erlebe oder mir Ungerechtes widerfährt, zögere ich keine Sekunde. Das verbietet mir schon meine politische Einstellung! Recht ist Recht! Wenn man wie ich seit soundsoviel Jahren allein lebt, dann lernt man das Recht erst recht zu schätzen! Recht ist mein bester Freund und deswegen schaue ich auch so gerne Tatort! Da weiß man ganz genau - es wird am Ende Recht siegen, komme es bis dahin, wie es wolle. Meistens schlafe ich aus diesem Grund die erste Stunde und sehe mir nur das Ende an.

Aber ich erzähle hier schon viel zu lange. Was ich Ihnen raten wollte, war eigentlich nur: vergessen Sie, dass Sie mich jemals gesehen haben, vergessen Sie meinen Namen und vergessen Sie meine Adresse. Vergessen Sie auch die Schuhbänder! Ich habe das Büchlein, das Sie mir geschickt haben nicht aufgemacht. Einmal nur ist es zu Boden gefallen und da habe ich zufällig die Fotos gesehen und auch Ihre Adresse. Sonst hätte ich Ihnen nicht zurückgeschrieben. Sie bekommen alles wieder zurück. Das Büchlein, die vier Fotos und das Katzenhaar. Das Katzenhaar war überhaupt die Krönung. Ich kann Tiere nicht ausstehen, es sei denn ich bekomme Sie in Schnitzelformat serviert. Und auf Katzen bin ich ohnehin allergisch. Jetzt noch niese ich, dabei habe ich Ihren Brief bereits gestern geöffnet.

Dass Sie blaues Briefpapier gewählt haben, war natürlich eine Frechheit. Leben Sie wohl!

Freut mich nicht,
A. Rietpitsch

ps. Und was ist das überhaupt für ein Name? Malaeika?

 

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