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Dass Sie ausgesperrt wurden, wundert mich nicht. Wie viele junge Frauen in Ihrem Alter - geschätzte 27(?) - haben Sie es sicher nicht leicht Hormone, Hirn und Haut unter einen Hut zu kriegen, das ist wahrscheinlich nachvollziehbar. Warum Sie es aber nötig haben mit Zitronenkernen durch die Gegend zu spucken, das verstehe wer will. Weder die Kerne haben die Gegend verdient, noch die Gegend die Kerne. Aber es sind ja Ihre Kerne und Ihr Schmutz, was hat mich das zu kümmern?

Frau Montez ist eine Innenarchitektin? Gut zu wissen. Ein Grund mehr, sie niemals wieder in meine Wohnung zu lassen. Und wo wir bei Ihrer chilenischen Freundin sind - ich fand einen Zettel von ihr heute morgen an meiner Tür. Sie läßt mich wissen, sie würde - ich zitiere - dieses lautes Musik ich kann hören nicht mehr! Ich antwortete prompt:

Hallo Frau Montez, dann stellen Sie doch die Musik etwas leiser. A. R. (An die Nachricht habe ich außerdem eine Anzeige für Deutsch-Kurse an der Universität befestigt. Das muss besser werden, wie lange ist sie schon in Deutschland - drei, vier Monate?)

Ich weiß ja nicht. Manche Leute stellen sich an... Aber ich nehme so etwas durchaus ernst. Was ich nicht ernst nehme, sind Ihre Versuche, mich zu überzeugen, dass es nicht Sie waren, letztens am Telefon. Ich gebe zu, es war sehr laut hier, aber Ihre penetrante Stimme würde ich unter hundert anderen penetranten Stimmen erkennen. Und wo wir bei Stimme sind - Herr Hansen läßt Ihnen Grüße ausrichten. Er habe sich - ich zitiere - fast amüsiert, dass Sie bereits beim dritten Liegestütz - ich zitiere - kapituliert hatten. Fast gelacht habe er, nachdem Sie angeboten hatten die restlichen Siebenundvierzig mit einem Lied gutzumachen. Er habe - ich zitiere - nicht schlecht gestaunt, dass Sie Zlatkos Ich vermiss dich wie die Hölle auswendig kannten. Und zwar nicht nur das Refrain. Ich gratuliere Ihnen herzlich.

Dass Sie nach dem Applaus der versammelten Nachbarschaft auch noch jeden einzelnen Zitronenkern auflesen mussten, habe er - ich zitiere - schnafte gefunden. Die Begegnung mit Ihnen hat Herrn Hansen jedenfalls so sehr erheitert, dass er nun zum ersten Mal seit Dreiunddreißig Jahren Dienst in den Urlaub fährt. Nach Helgoland. Das finde ich selbst schnafte, ehrlich.

Warum ich Ihnen eigentlich schreibe: das Treffen findet am Donnerstag 12:27 bis 13:53 statt. Sie haben sich an der U-Bahn Station "Neumarkt" anzutreffen. Ziehen Sie sich etwas bequemes an und bringen Sie Handschuhe mit. Seien Sie pünktlich. Ich warte nicht länger als zwei Minuten dreißig.

Rietpitsch.
 

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